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Verwaltungsgericht Stuttgart Beschluss vom 17.09.2003 - 3 K 3079/03 - Beschreibung und Wirkungsweise von Khat

VG Stuttgart v. 17.09.2003: Beschreibung und Wirkungsweise von Khat


Siehe auch Khat im Fahrerlaubnisrecht und Stichwörter zum Thema Drogen




Das Verwaltungsgericht Stuttgart (Beschluss vom 17.09.2003 - 3 K 3079/03) gibt folgende Beschreibung der Khat-Droge:
"Nach der zusammenfassenden Darstellung "Khat Inhaltsstoffe und Wirkungsweise" von Herbert Desel, GIZ-Nord, Stand: Februar 2000, die das Giftinformationszentrum Nord Göttingen im Internet zur Verfügung stellt, werden als Khat die Zweigspitzen mit jungen Blättern des Khatstrauches bezeichnet. Als Genussmittel ist Khat bereits seit prähistorischer Zeit in Äthiopien bekannt. Khatpflanzen werden heute auf großen Flächen im Hochland mehrerer ostafrikanischer Länder kultiviert und können ganzjährig geerntet werden. Üblicherweise werden sukzessiv 100 - 200 g frische, junge Laubblätter 3 - 4 Stunden lang gekaut. Die Vertreter der wichtigste Gruppe chemisch miteinander verwandter Inhaltsstoffe des Khat werden als Kathamine bezeichnet. Für den größten Teil der Wirkung des Khat beim Menschen ist das Kathamin Cathinon verantwortlich. Die Kathamine Cathin und Norephedrin haben beide einen ähnlichen Wirkcharakter wie Cathinon, im Vergleich zu dieser Substanz allerdings eine zehnfach geringere Wirkstärke. Cathin ist zudem wirksamer Inhaltsstoff in drei derzeit in Deutschland zugelassenen rezeptpflichtigen Appetitzüglern. Über die Kathamine hinaus enthält Khat Gerbstoffe, Aminosäuren und Vitamine, besonders Vitamin C. Cathinon ist als Reinsubstanz auf seine Wirkung beim Menschen hin gut untersucht, es hat eine kreislaufanregende Wirkung (Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks) und wirkt psychisch stimulierend (euphorisierend). Über Wirkungen des Khat-Kauens berichten viele arabische Quellen des Altertums und Quellen der neueren medizinischen Literatur. Die häufigsten körperlichen Symptome sind neben der bereits für (isoliertes) Cathinon beschriebenen kreislaufanregenden Wirkung (Herzfrequenzerhöhung, Herzklopfen, Gesichtsrötung) eine mäßiggradige Erhöhung der Körpertemperatur mit Schwitzen und eine Pupillenerweiterung. Regelmäßige Anwendung führt darüber hinaus häufig zu Schleimhautentzündungen im Mund, in der Speiseröhre und im Magen, zu Blähungen und zu Verstopfung. An typischen psychischen Symptomen werden Euphorie, Verbesserung der Aufmerksamkeit, erhöhter Rededrang, Appetithemmung, innere Unruhe und Hyperaktivität sowie Schlafstörungen beobachtet. Nur in seltenen Einzelfällen kommt es zu psychotischen Symptomen. Beim Menschen ist eine körperliche Abhängigkeit von Khat mit substanztypischen Entzugssymptomen nicht bekannt. Eine psychische Abhängigkeit mit ausgeprägtem Bestreben nach Wiederholung der Drogenanwendung, bei armen Bevölkerungsschichten auch unter Verwendung eines großen Teils des Einkommens, wird hingegen oft beobachtet. Bei chronischen Khatanwendern wird dabei oft eine Vernachlässigung der Ernährung und der Hygiene (als typische Zeichen einer Substanz-Abhängigkeit) beobachtet. Ein soziales Problem scheint schließlich in einigen Gebieten Ostafrikas die mangelnde Arbeitsmotivation bei chronischem Khat-Genuss darzustellen. Eine Toleranz entwickelt sich zwar gegenüber der Wirkung auf den Kreislauf, nicht jedoch gegenüber den psychischen Effekten. Diese Sachlage veranlasste eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation, Khat als mäßiggradig suchtgefährdend einzustufen. Nur durch intensives, mehrstündiges Khat-Kauen lassen sich die erwünschten psychischen Wirkungen erzielen. Wahrscheinlich aus diesem Grund kommen schwere akute Vergiftung durch Khat-Überdosierung nicht vor. Dies steht im Gegensatz zu den Komplikationen beim Gebrauch von Amphetaminen, die den Kathaminen sowohl in chemischer Hinsicht wie auch in ihren körperlichen und psychischen Wirkungen ähneln: Amphetamine werden als Stoffgemische mit hochkonzentriertem Wirkstoffanteil eingenommen oder injiziert und damit leicht überdosiert."