Häufig wird im Zuge von Leberwert-Analysen auch der sog. CDT-Wert bestimmt, weil er sehr verlässliche Aussagen über einen hohen Alkoholkonsum in den letzten 7 bis 14 Tagen vor dem Test erlaubt.
Es handelt sich um einen sehr sensitiven und spezifischen Marker für den chronischen Alkoholabusus (Sensitivität: 81-93%, Spezifität: 98%), mit dem also auch Alkoholmissbrauch angezeigt werden kann. Erhöhte CDT-Werte werden nach mindestens einwöchiger Aufnahme von mehr als 60 g Alkohol pro Tag gemessen. Nach Einsetzen von Alkohol-Abstinenz normalisieren sich die CDT-Werte innerhalb von 2 - 3 Wochen wieder.
Die Struktur der in jedem menschlichen Blutserum vorkommenden Transferrine wird bei zunehmendem Alkoholkonsum in typischer Weise verändert. Es kommt zum zunehmenden Verlust von Kohlehydratseitenketten und damit von Sialinsäureresten. Damit nimmt der relative Anteil des Di-, Mono- und A-Sialotransferrins (zwei, eine oder null Seitenketten) zu. Als CDT wird die Summe dieser Anteile von Transferrinen bezeichnet.
Transferrin ist ein Glykoprotein, das aus einer Polypeptidkette und zwei Oligosacchariden besteht. Die Glykosylierung, also die Bindung der Oligosaccharide an die Polypeptidkette, erfolgt in der Leber. Bei chronischem Alkoholabusus wird die Glykosylierung durch den Aethanolmetaboliten Acetaldehyd gehemmt, so dass neben dem normalen Transferrin vermehrt Transferrinmoleküle mit unvollständigem Kohlenhydratanteil (Carbohydrate-Deficient Transferrin) gebildet werden. Erhöhte CDT-Werte werden im Serum erst nach mindestens einwöchiger Aufnahme von täglich mehr als 60 g Alkohol beobachtet. Derartige Trinkmengen verursachen ein hohes gesundheitliches Risiko.
Bei Abstinenz normalisieren sich die CDT-Konzentrationen im Serum allmählich. Erhöhte CDT-Werte sind noch 10 Tage bis 3 Wochen nach Beendigung des Alkoholabusus nachweisbar.
Die Diagnose von chronischem Alkoholismus ist mit den ansonsten zur Verfügung stehenden Mitteln (klinische und klinisch-chemische Befunde, Fragebogentests) keineswegs einfach. Die Bestimmung des CDT-Wertes kann hier wesentlich zur Verbesserung der Diagnose des chronischen Alkoholismus beitragen.
In der Laboranalytik werden verschiedene Methoden verwendet:
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HPLC (Hochleistungsflüssigchromatografie)
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Anionenaustauscher-Säulenchromatografie mit immunologischer Transferrin-Bestimmung
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IEF (isoelektrische Fokussierung)
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antikörperbasierter Nachweis von Asialo-Formen
Falsche - in Bezug auf die Alkoholbeurteilung - positive CDT-Werte kommen äußerst selten vor. Sie können nur durch eine schwere Leberinsuffizienz bei chronischer Virushepatitis oder primär biliärer Cirrhose, die seltene D -Variante des Transferrins und das ebenfalls seltene Carbohydrate-Deficient Glycoprotein Syndrome verursacht werden.
Als Referenzwerte werden u. a. genannt:
für Frauen: 26 U/L (Units = Einheiten pro Liter)
für Männer: 20 U/L (Units = Einheiten pro Liter).
Jedoch hat jede angewandte Messmethode und jedes Labor seine eigenen analysemethodenabhängigen Referenzwerte, was bei der Beurteilung und dem Vergleich von CDT-Messergebnissen zu beachten ist. Jeder Messwert ist nur in Bezug auf seinen eigenen einschlägigen Normbereich aussagekräftig.
Dass dem CDT-Wert bei der Beuruteilung von gefährlichen Alkoholintoxikationen und zur Abrundung des Bildes eines Betroffenen hinsichtlich seiner Alkoholkonsumgewohnheiten eine erhebliche Bedeutung zukommt, hat beispielsweise das OVG Münster (Beschluss vom 23.03.2010 - 13 B 177/10) entschieden.