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OLG Koblenz Beschluss vom 26.05.2015 - 14 W 341/15 - Erstattungsfähigkeit der Verfahrensgebühr eines Berufungsbeklagten
OLG Koblenz v. 26.05.2015: Erstattungsfähigkeit der Verfahrensgebühr eines Berufungsbeklagten
Das OLG Koblenz (Beschluss vom 26.05.2015 - 14 W 341/15) hat entschieden:
- Entstehen und Erstattungsfähigkeit der Anwaltsgebühren des Berufungsbeklagten sind voneinander zu trennen. Dass die 1,6-fache Verfahrensgebühr nach Nr. 3200 RVG-VV aus dem vollen Wert der erstinstanzlichen Beschwer bereits dadurch entsteht, dass der Berufungsbeklagte einen Zurückweisungsantrag formuliert, obwohl die Rechtsmittelbegründung noch aussteht, führt bei einer eingeschränkten Berufungsbegründung dazu, dass nur insoweit eine Erstattungsfähigkeit der 1,6-fachen Gebühr stattfindet, während sie im Übrigen auf die 1,1-fache Gebühr (Nr. 3201 RVG-VV) beschränkt ist.
- Wird im Beschwerdeverfahren der Kostenfestsetzung kein konkreter Antrag formuliert, ist das Rechtsschutzziel durch Auslegung zu ermitteln. Ergibt die Auslegung, dass die angefochtene Entscheidung nach dem Inhalt der Beschwerdebegründung keinen Fehler zum Nachteil des Rechtsmittelführers enthält, ist die Sache mangels Erreichen des Beschwerdewertes in die erste Instanz zu dort abschließender Entscheidung zurückzugeben.
Siehe auch Verfahrensgebühr für die Berufungsinstanz und Stichwörter zum Thema Rechtsanwaltsgebühren - Anwaltshonorar - Rechtsanwaltskosten
Gründe:
Der Kläger wendet sich dagegen, dass die zweitinstanzliche Verfahrensgebühr auf Beklagtenseite durchweg nach einem Satz von 1,6 und nicht differenzierend nach Sätzen von 1,6 und 1,1 für erstattungsfähig erachtet wurde. Diese Sicht ist zutreffend, trägt indessen das Rechtsmittel nicht. Insoweit ist zu bemerken:
Grundsätzlich ist die streitige Gebühr der 3200 RVG-VV mit der Einreichung des Berufungszurückweisungsantrags in dem von der Rechtspflegerin angesetzten Umfang von 1,6 aus 20.500 € und daher in Höhe von 1.187,20 € erfallen, weil der Ermäßigungstatbestand der Nr. 3201 RVG-VV nicht erfüllt ist (BGH NJW 2009, 3102; BGH JurBüro 2015, 90). Das besagt aber nichts hinsichtlich ihrer Erstattungsfähigkeit gemäß § 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO. Hier gilt vielmehr:
Vom Kläger zu ersetzen ist die Gebühr von 1,6 lediglich hinsichtlich eines Werts von 5.500 €, dessentwegen die Berufung später von ihm begründet wurde; dagegen ist die Erstattungsfähigkeit in Bezug auf den überschießenden Eingangswert des Rechtsmittels von 15.000 € auf einen Satz von 1,1 begrenzt (BGH JurBüro 2008, 35; BGH JurBüro 2014, 79). Daraus ergeben sich Beträge von einerseits 566,40 € und andererseits 715,00 €, also von insgesamt 1.281,40 €. Da der Kläger damit schlechter als bei der Berechnung der Rechtspflegerin dastünde, wird gemäß § 15 Abs. 3 RVG am Ende wieder der von dieser ermittelte Betrag von 1.187,20 € maßgeblich.
Daraus erhellt, dass das vorliegende Rechtsmittel nur scheinbar auf eine Besserstellung gerichtet ist. Tatsächlich ist der gesetzliche Beschwerdewert von mehr als 200 € (§ 567 Abs. 2 ZPO) nicht erreicht. Mithin muss die Sache dem Landgericht zur alleinigen Beurteilung überlassen werden (§ 11 Abs. 2 RPflG).
Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst, weil die Sache hier nicht anhängig geworden ist.