Von den Vorabentscheidungen des EuGH gehen starke präjudizielle Wirkungen für alle anderen Gerichte aus, so dass man von einer eingeschränkten erga-omnes-Wirkung sprechen kann. Diese greift aber nur bei vergleichbaren Sachverhalten ein. Wenn aber objektive Anhaltspunkte dafür bestehen, dass ein Betroffener rechtsmissbräuchlich handelt, kann er sich nicht auf das Gemeinschaftsrecht, namentlich auf Art. 8 Abs. 4 RiL 91/439/EWG und dessen Auslegung durch den EuGH berufen.
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„Die Auskünfte aus dem Verkehrszentralregister wie auch aus dem Zentralen Fahrerlaubnisregister wurden erteilt, wobei insbesondere darauf hingewiesen wurde, dass die Person in Deutschland keine gültige Fahrerlaubnis besitzt und nur auf Grund eines medizinisch/psychologischen Gutachtens eine neue Fahrerlaubnis erhalten könne. Auf einen möglichen Verstoß hinsichtlich des Wohnsitzprinzips wurde bereits hingewiesen. Trotz dieser Hinweise wurde von der Fahrerlaubnisbehörde der Stadt T. der ... Führerschein erteilt."
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vgl. Urteil vom 29. April 2004 - Rs. C-476/01 (Kapper), in: EuGHE 2004, I-5205 (5252 f., Rn. 78),
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„deshalb nicht anzuerkennen, weil sich sein Inhaber, dem in dem erstgenannten Staat eine vorher erteilte Fahrerlaubnis entzogen worden war, nicht der nach den Rechtsvorschriften dieses Staates für die Erteilung einer neuen Fahrerlaubnis nach dem genannten Entzug erforderlichen Fahreignungsprüfung unterzogen hat, wenn die mit diesem Entzug verbundene Sperrfrist für die Erteilung einer neuen Fahrerlaubnis abgelaufen war, als der Führerschein in dem anderen Mitgliedstaat ausgestellt wurde." EuGH, Beschluss vom 6. April 2006 - Rs. C-227/05 (Halbritter), zit. nach JURIS (dort Rn. 32). |
Vgl. Hakenberg, DRiZ 2000, 345 (347).
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Vgl. ständige Rechtsprechung des EuGH: für den Bereich des freien Dienstleistungsverkehrs Urt. vom 3. Dezember 1974 - Rs. 33/74 (Van Binsbergen) -, EuGHE 1974, 1299 (Rn. 13); Urt. vom 3. Februar 1993 - Rs. C-148/91 (Veronica Omroep Organisatie) -, EuGHE 1993, I-487 (Rn. 12); Urt. vom 5. Oktober 1994 - Rs. C-23/93 (TV10) - EuGHE 1994, I-4795 (Rn. 21); auf dem Gebiet der Niederlassungsfreiheit Urt. vom 7. Februar 1979 - Rs. 115/78 (Knoors) -, EuGHE 1979, 399 (Rn. 25); Urt. vom 3. Oktober 1990 - Rs. C-61/89 (Bouchoucha) -, EuGHE 1990, I-3551 (Rn. 14); Urt. vom 9. März 1999 - Rs. C- 212/97 (Centros Ltd.) - EuGHE 1999, I-1459 (Rn. 24) m.w.N. auch für die Gebiete des freien Warenverkehrs, der sozialen Sicherheit und der Arbeitnehmerfreizügigkeit.
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EuGH, Urt. vom 2. Mai 1996 - Rs. C-206/94 (Paletta) -, EuGH 1996, I-2357 (Rn. 24).
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EuGH, Urt. vom 21. Februar 2006 - Rs. C-255/02 (Halifax plc) -, zit nach curia.eu.int (Rn. 74); vgl. zum Missbrauchsverbot auch Otte/Kühner, NZV 2004, 321 (327).
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Vgl. zu der Werbung deutscher Fahrschulen und Reiseveranstalter zum Führerschein-Tourismus in benachbarte EU-Mitgliedstaaten Bräutigam, BAK 2004, S. 441; Ludovisy, DAR 2005, 7 (8); Brenner DAR 2005, 363 (366); Grohmann, BAK 2005, 106 (113).
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EuGH, Urt. vom 29. April 2004 - Rs. C- 476/01 (Kapper) -, EuGHE 2004, I-5205 (5252 Rn. 73); Beschluss vom 6. April 2006 - Rs. C-227/05 (Halbritter) -, zit. nach Juris.
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Vgl. dazu VGH München, Beschluss vom 6. Oktober 2005 - 11 CS 05/1505 - in: DAR 2006, 38 (42 f.); VGH Kassel, Beschluss vom 16. Dezember 2005 - 2 TG 2511/05 -, in: DAR 2006, 345 (346).
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